Ein skurriler Prozess um einen Mordversuch findet vor dem Landgericht in Düsseldorf statt
In Düsseldorf steht ein Mann wegen versuchten Mordes an einer Hellseherin vor Gericht. Er hatte die Dame mit einem Messer schwer verletzt, die Faz berichtet von einem ungewöhnlichen Prozess.
“Der breitschultrige, muskulöse Mann auf der Anklagebank trägt eine weiße Trainingsjacke mit großen goldenen Buchstaben: „Germany“. Er ist wegen versuchten Mordes angeklagt. Sein Verteidiger beantragt sogleich, das Verfahren einzustellen. Der öffentliche Druck auf das Gericht lasse kein faires Verfahren erwarten. Die Wahrsagerin habe nach der Tat mit ihren Prophezeiungen die Boulevardpresse zu Vorverurteilungen verleitet. Doch das Gericht unter Vorsitz von Rainer Drees lehnt den Antrag ab. Davon werde man sich nicht beeindrucken lassen, versichert er.
Während der Anwalt von den dunklen Vorahnungen der Wahrsagerin spricht, verfinstert sich prompt der Gerichtssaal. Gemurmel bricht aus, doch Richter Drees glaubt nicht an übersinnliche Kräfte, sondern an bereits bekannte Probleme mit der Lichtanlage. Dann nimmt Esmeralda auf dem Zeugenstuhl Platz. Ihre Webseite wirbt damit, Partnerschaften „mit Hilfe von weißer Magie“ zusammenzuführen. „Seriöses Kartenlegen und Lebensberatung“ sei ihr Geschäft, sie „liest auch aus dem Kaffeesatz“.
(Quelle: www.faz.de)
Ok. Der Richter scheint von der eher handfesten Sorte zu sein, wahrscheinlich hat er nicht einmal eine Glücksrobe.
Der Angeklagte soll die Hellseherin bedroht haben. Grund dafür soll eine negative Prognose über die Entwicklung der Beziehung des Angeklagten zu seiner Freundin gewesen sein. Dabei war nicht der Angeklagte selbst Kunde, sondern der früherer Partner der Freundin des Angeklagten.
Oha. Offenbar alles sehr verwickelt und einigermaßen kompliziert.
Die Hellseherin hat drei Tage nach dem vermeintlichen Mordversuch im Koma gelegen.
Meine Lieblingsstelle in dem Artikel ist übrigens folgende:
“Richter Drees muss die Zeugin an ihre Wahrheitspflicht erinnern, als die behauptet, sie habe „natürlich“ schon vorher gewusst, wie die abtrünnige Freundin heißt. Doch die 68 Jahre alte Esmeralda kann es nicht lassen: Als der Richter ankündigt, er werde nun eine Leinwand aus der Decke fahren, um Tatortfotos zu zeigen, sagt sie: „Ich weiß schon.“
(Quelle: www.faz.de)
Der eine oder andere mir bekannte Vorsitzende hätte an der Stelle vermutlich einen kleinen Ausraster bekommen. Die spannende Frage wird aber in dem Artikel nicht beantwortet. Weiß die Zeugin, welches Strafmaß am Ende rauskommt?
Cool … aber warum ging Esmeralda dem Täter nicht aus dem Weg, wenn sie schon vorher wusste, dass er kommen würde? Oder schloss sie ein “aus dem Weg gehen” bereits von vornherein aus, da sie ja von der Erfolglosigkeit wusste und ergab sich Ihrem Schicksal? Fragen über Fragen …
Beste Grüße
Andreas
Nun, der Angeklagte ist freizusprechen, weil die Zeugin gehauen und gestochen werden wollte, denn sie hat sich ganz bewusst in die Situation begeben, denn sie wusste ja, was auf sie zukommt.
Klare Sache!
Soso, man kann also nach Ansicht dieses Braunschweiger Fachanwalts für Strafrecht wirksam und mit der Folge, dass jegliche Strafbarkeit entfällt, in die eigene Tötung einwilligen. Ist ja interessant. Kann man eine Fachanwaltsbezeichnung eigentlich wegen nachgewiesener Inkompetenz entziehen?
Ich erkenne Scherze des Kollegen auch ohne Smileys – wir kennen uns aber auch schon ein paar Tage. Machen Sie sich um die Kompetenz von Herrn Siebers keine Sorgen…
So einfach ist es aber nicht mit dem Hellsehen.
Wenn man dann alles einfach verhindern könnte, hätte man ja gar nicht in die Zukunft gesehen, denn diese wäre dann ja anders. Sehr schwierig ;)
Nur wenn man an eine lineare Zeitlinie glaubt, was schon sehr 19. Jahrhundert ist. Ich vermute eher, die Frau kann nur 3 Minuten in die Zukunft sehen, was ja solche Dinge wie “ich wusste, dass jetzt eine Leinwand herunterfährt” belegen.
Also wer schon an Hellsehen glaubt…. ;)